🤖 AI für Startups: Risiko & Gamechanger
5 Fragen und Antworten mit Kambis Kohansal Vajargah, Head of Startup-Services der Wirtschaftskammer Österreich über den Status der Startups und welche Potenziale künstliche Intelligenz für sie birgt.
Hallo 👋 mein Name ist Florian Schleicher und das ist der FutureStrategies Newsletter von FutureS. Schön, dass du mitliest 💚 Wenn du strategisches Marketing lernen willst, ist meine Simple & Sustainable Marketing Academy genau richtig für dich.
Der Wilde Westen der Startup Szene scheint vorbei zu sein. Aber es gibt (künstliches) Licht am Horizont.
Immer mehr Startups tun sich schwer das raketenartige Wachstum der letzten Jahre fortzusetzen, immer mehr geht das Geld rein in Software Lösungen (SaaS). Doch es gibt weiterhin viele Potenziale:
Anfang des Jahres habe ich mit Dieter Rappold unter dem Motto “Von Hyper-Growth zu Healthy-Growth” über die Sicht von InvestorInnen auf die Startup Szene gesprochen. Gerade Nachhaltigkeit ist ein starker Wachstumsbereich in den weiterhin viel investiert wird.
Und auch aus einem anderen Bereich kommen gerade viel Unterstützung und neue Möglichkeiten: Künstliche Intelligenz - kurz AI.
Die Explosion der Fähigkeiten von AI bringt GründerInnen und Start-Ups allgemein eine neue Spielwiese, auf der vieles vereinfacht und beschleunigt werden kann. Insofern ist es vielleicht doch der (noch) rechtsbefreite und unbeherrschte Wilde Westen, nur eben auf anderer Ebene?
Um das Potenzial von AI für Startups besser einordnen zu können und Hintergründe zu verstehen, habe ich mit Kambis Kohansal Vajargah, Head of Startup-Services der WKO gesprochen. Kambis hat in seiner Rolle eine Schlüsselposition in der österreichischen Startup Szene, sieht dabei viel und blickt mit klugem Kopf auf die aktuellen Entwicklungen.
Hier meine 5 Fragen und die Antworten von Kambis:
🎙 Das Interview
1️⃣ Wie ist die Lage der österreichischen Startup Szene gerade?
Die österreichische Startup Szene wächst und hat sich über die letzten Jahre professionalisiert. Aktuell wird pro Tag ein neues Startup in Österreich gegründet. Der öffentliche Sektor und InvestorInnen haben das Potenzial der Szene erkannt und zahlreiche Initiativen für mehr Wachstum gestartet. Startups leisten einen immensen Beitrag, um gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen. So verfolgt jedes zweite Startup in Österreich übergeordnete Unternehmensziele in den Bereichen Ökologie und/oder Soziales. Rund ein Drittel kann als Green Startup bezeichnet werden, rund ein Sechstel als Social Startup.
Ein Prozent aller Neugründungen im Jahr sind Startups im engeren Sinn, diese erzeugen gleichzeitig fast ein Drittel der gesamten Wertschöpfung unter allen Neugründungen. Aber auch an ihnen zieht die aktuelle wirtschaftliche Gesamtlage nicht vorbei, InvestorInnen sind zögerlich, Geschäftsmodelle werden doppelt auf die Probe gestellt. (Anm: Zahlen basieren auf Startup Landscape Austria & Austrian Startup Monitor)
2️⃣ Künstliche Intelligenz und ihre Anwendungsmöglichkeiten sind in aller Munde - warum sind diese Technologien gerade für Startups spannend?
Künstliche Intelligenz liegt mit Abstand auf Platz 1 bei den Innovations- und Technologietrends und stellt für Startups zum Einen ein Risiko für ihre aktuellen Geschäftsmodelle dar. Generative KI zum Beispiel schlägt derzeit im Bildungsbereich ein und ersetzt zahlreiche bestehende Lösungen. Zum Anderen ist künstliche Intelligenz ein Gamechanger, da sie im selben Ausmaß neue Geschäftsmöglichkeiten und Effizienzsteigerungen eröffnet. Hierdurch können sich Startups auch von größeren Konkurrenzunternehmen schneller abheben. Durch KI lassen sich außerdem große Mengen an Daten schnell verarbeiten und analysieren, wodurch Prozesse optimiert, bessere Entscheidungen getroffen und innovative Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden können.
3️⃣ Welche Bereiche oder Job-Profile in Startup siehst du durch KI bald abgelöst?
KI lässt sich in zahlreichen Bereichen einsetzen, um Prozesse zu vereinfachen oder zu verbessern. Durch KI werden repetitive Aufgaben wie Dateneingabe, Buchhaltung oder Dokumentation automatisiert. Ebenso können wir uns positive Auswirkungen in der Softwareentwicklung, im Produkt, Marketing und im Vertrieb erwarten. Wo bis jetzt unsere Tech-Engineers auf Branchen disruptiv eingewirkt haben, werden sie jetzt selbst disruptiv beeinflusst. Jene, die das frühzeitig erkennen, werden davon profitieren. Ein Beispiel ist Prompt Engineering.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Einsatz von KI-Technologien viele neue Job-Profile schafft, die uns bis dato unbekannt waren. Gleichzeitig werden menschliche Fähigkeiten wie Kreativität oder Empathie weiterhin eine wesentliche Rolle spielen.
4️⃣ Bietet der Output von KI aus deiner Sicht gute Ergebnisse für GründerInnen - wieviel eigenes Augenmerk oder Expertise sollte zusätzlich noch persönlich eingesetzt werden?
KI liefert definitiv Ergebnisse für GründerInnen und hilft dabei, Aufgaben und Prozesse zu vereinfachen bzw. zu verbessern. Aktuelle KI-Technologien sind gleichzeitig nicht makellos, so wie der Mensch selbst auch nicht. 100% Genauigkeit darf und sollte man sich nicht erwarten. GründerInnen sollten daher die Vorteile von Künstlicher Intelligenz nutzen, sich jedoch nicht blind darauf verlassen. Persönliche Expertise ist weiterhin wichtig, um die Ergebnisse zu überprüfen und zu optimieren. Ethik und Transparenz der Ergebnisse werden ebenso immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Wird das beachtet, hat das Zusammenspiel von KI und menschlicher Expertise ein immens hohes Potenzial und hilft dabei, nachhaltigen Unternehmenserfolg zu schaffen.
5️⃣ Wird künftig ein Großteil des Contents, des Marketings und der Strategien künstlich angelegt sein oder gibt es auch Gegenbewegungen?
Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, Geschäftsprozesse zu automatisieren und innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Es wird aber auch zukünftig wichtig sein, dass Startups ihre KundInnen und Märkte verstehen und ihre menschlichen Fähigkeiten wie Kreativität einsetzen, um gute Lösungen zu entwickeln.
KI wird massiv unterstützen, menschliche Expertise aber nicht in allen Anwendungsfällen vollständig ersetzen. Jetzt schon können Content- und Redaktionspläne komplett automatisiert erstellt werden, dasselbe trifft auf Marktforschung und Go-to-market Strategien zu. Ein Teil der operativen Entscheidungsfindung wird auf KI-Empfehlungen erfolgen, ein Teil wird komplett durch die KI übernommen.
Gleichzeitig können wir auch mit Gegenbewegungen rechnen, da ein Teil der Menschen Künstlicher Intelligenz skeptischer gegenübersteht. Es ist deshalb wichtig, dass Startups transparent und ethisch in der Verwendung von KI agieren und sicherstellen, dass menschliche Werte und Kreativität weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Startups sollten agil bleiben und sich schnell an neue Technologien, Veränderungen und Bedürfnisse anpassen.
3️⃣ Last Questions
Welches Buch hast du gerade gelesen und magst du empfehlen?
Meine derzeitige Empfehlung liegt auf Why Nations Fail von Daron Acemoglu und James A. Robinson, die die historische Bedeutung von politischen und wirtschaftlichen Institutionen datenbasiert aufzeigen.
Welches andere Land baut ebenfalls gerade eine gute Startup Szene auf und inspiriert dich?
Kenia, allgemein ist Afrika gerade stark im Kommen.
Die Zukunft von Startups in Österreich ist…
...richtungsweisend.
〜 Ende des Interviews 〜
👀 Auf einen Blick
AI kann schon sehr viel. Darüber habe ich auch in meinem Beitrag vom Februar 2023 geschrieben. Und seit dem kann AI noch viel mehr und kann Marketingfunktionen übernehmen.
Das macht es zum perfekten Assistenten in vielen Bereichen. Und gerade Start-Ups, bei denen oft eine Knappheit an Ressourcen herrscht, nutzen diese Fähigkeiten gerne, um ihr Wachstum anzukurbeln. Das ist schon ein Gamechanger, der viel Zeit sparen kann.
Aber, Kambis fasst es auch gut zusammen, werden menschliche Fähigkeiten wie Kreativität oder Empathie weiterhin eine wesentliche Rolle spielen. Denn kreativ und empathisch kann die AI noch nicht agieren. Und hier entsteht ein großes Risiko, wenn sich Startups in ihrem Marketing zu stark auf diese neuen Technologien verlassen.
Und die Organisationen und Marken, die es schaffen, Risiken und Chancen zu evaluieren und am richtigen Punkt Mensch und Maschine einsetzen, werden weiterhin im Rennen um Aufmerksamkeit und Finanzierungen überzeugen.
Das Zusammenspiel von KI und menschlicher Expertise kann nachhaltigen Unternehmenserfolg schaffen.
Danke fürs Mitlesen!
Kambis Kohansal Vajargah ist Head of Startup-Services der Wirtschaftskammer Österreich. Er ist verantwortlich für die StartupNOW-Initiative und zentraler Ansprechpartner für Startups in Österreich.
Als Entrepreneur, Company Builder und Startup-Mentor unterstützt er Startups in der frühen Entwicklungsphase bei der marktreifen Umsetzung ihrer Ideen. Zu seinen erfolgreichen Unternehmungen zählen Startups, wie whatchado, Saturo, Carployee, Freebiebox und ALVERI oder das Investoren-Netzwerk Gateway Ventures.
Der Schwerpunkt seiner Tätigkeiten liegt in den Bereichen digitales Marketing, strategische Unternehmensentwicklung und Leadership Management. Vom World Economic Forum zum europäischen Digital Leader ernannt, treibt er als aktive Kraft die Digitalisierung Europas voran. Sein Motto: Believe. Execute. Learn
Hallo Florian!
Was es mit dem Marketing-Hype um die Künstliche Intelligenz wirklich auf sich hat, kannst Du und Deine Leser in diesem höchst lehrreichen Gastbeitrag von Meredith Whittaker bei netzpolitik.org nachlesen: https://netzpolitik.org/2023/kuenstliche-intelligenz-vermessung-bis-ins-innerste/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE#netzpolitik-pw
Und die Statements vom Startup-Service der WKO sind dagegen ein weiterer Beweis, wie durch blindes Nachplappern im Stile des "Papagei-Journalismus" dieser Hype zugunsten der Tech-Monopolisten noch weiter verstärkt wird.
Bleibe daher sehr, sehr wachsam und kritisch, was diesen "vermeintlichen Trend" betrifft. Vielmehr ist es jetzt an der Zeit, dem Überwachungs-Wahnsinn durch profitorientierte Tech-Konzerne ein Ende zu setzen und nicht zu noch mehr Untestzützer in Form von "nützlichen Idioten" wie bei Facebook, Google, etc. zu verhelfen.
Bis bald und liebe Grüße
Kurt Trolp