🤖 Ersetzt AI bald Marketing?
Ein Blick auf den Status künstlicher Intelligenz und die Anwendungsmöglichkeiten der Zukunft.
Hallo 👋 mein Name ist Florian Schleicher und das ist der FutureStrategies Newsletter von FUTURES. Schön, dass du mitliest 💚 Wenn du strategisches Marketing lernen willst, ist meine Simple & Sustainable Marketing Academy genau richtig für dich.
Künstliche Intelligenz (kurz: AI für Artificial Intelligence) ist in aller Munde:
“If you work in media you’ve been navigating stomach-turning change for quite some time. But the 2023 inflection feels epochal. There's something deeply transitional in the air.”
Letzten Sommer haben AI Bildgeneratoren wie Midjourney und Dall-E 2 erste beeindruckende Lebenszeichen von sich gegeben.
Seit Ende 2022 ist die textbasierte AI ChatGPT (die wie Dall-E 2 übrigens aus dem Open AI Unternehmen von Elon Musk stammen) groß im Rennen.
“GPT-3 was the first time you actually felt the intelligence of a system. It could do what a human did. I think it got people who previously didn’t believe in AGI [artificial general intelligence] at all to take it seriously. There was something happening there none of us predicted.”
Seit dem bin ich oft auf das “unglaubliche” Potenzial angesprochen worden. So manche CEO meinte sogar, “das wird unsere Arbeit komplett verändern!”
Und da ist etwas dran.
Und gleichzeitig (noch nicht).
Denn wie immer wenn es neue, vielversprechende Technologien gibt, finden zwei Dinge statt:
Ein Hype (inklusive Überschätzung der Möglichkeiten) am Weg zum Trend
Ängste (vor der Maschine, die uns Arbeit wegnimmt) setzen ein
Heute möchte ich deshalb einen Blick auf AI und Marketing werfen und dabei die Fragen beantworten:
Was ist “generative AI”?
Warum ist AI gerade so im Trend?
Was kann AI jetzt schon?
Kann AI künftig Marketing oder Marketeers ersetzen?
Wohin geht die Zukunft?
Sicher ist jedenfalls, dass AI eine zunehmend große Rolle in unserem Leben spielen wird.
“Due to a number of significant breakthroughs in the field of generative AI, industry experts now believe the technology is on the verge of a Cambrian explosion.”
Contagious
🤖 Was ist generative AI?
In einem Interview mit FastCompany definieren Thomas Davenport (Professor am Babson College) und Nitin Mittal (Head of U.S. AI growth bei Deloitte) Generative AI als:
“…künstliche Intelligenz, die neuartige Inhalte generieren kann, anstatt nur vorhandene Daten zu analysieren oder darauf zu reagieren. Generative KI-Modelle produzieren Texte und Bilder: Blogbeiträge, Programmcode, Gedichte und Kunstwerke. Die Software verwendet komplexe maschinelle Lernmodelle, um das nächste Wort basierend auf früheren Wortsequenzen oder das nächste Bild basierend auf Wörtern, die frühere Bilder beschreiben, vorherzusagen.”
🧑🎨 Warum ist AI gerade so im Trend?
Als ChatGPT im November 2022 veröffentlicht wurde, strömten innerhalb von nur fünf Tagen 1 Million User auf die Plattform.
Generative AI hat gerade in den letzten Monaten an Popularität gewonnen, weil mit den oben beschriebenen Plattformen direkt Content in Bild und Text umgewandelt werden kann. Und weil es faszinierend ist, wie das wie von Geisterhand geschieht.
Das ist aufregend.
“You have permission to be excited about it. You don’t have to shout about it from the rooftops. You can comfortably, quietly, curiously experiment with it and find ways for it to blow your mind.”
Es geht für NutzerInnen und bei dem Trend also viel um Neugierde. Es ist spannend, wie nach einigen Eingaben, es leicht wird zu vergessen, dass wir mit einem Algorithmus schreiben.
Oder wie Arthur C. Clarke schon meinte:
“Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.”
Mit ein paar sehr einfachen Eingaben können Arbeiten mit origineller Ästhetik und in einer Vielzahl von Medien produziert werden.
Gerade bei den visuellen AI Plattformen ist der Aspekt von „Wir haben alles schon einmal gesehen“ nicht zu unterschätzten, wie Rex Woodbury hier beschreibt. Es geht also auch um Neuigkeitswert.
Dadurch dass sie dafür gemacht sind, von Laien intuitiv bedient zu werden und schnell und kostengünstig Ergebnisse liefern, erfreuen sie sich Midjourney und ChatGPT hoher Beliebtheit.
“All you have to do is hop on to one of the many platforms, upload a photo, or type in a prompt, and within seconds you have a completely original creation. For many people it is their first time experimenting firsthand with AI and learning to communicate effectively with the software can be a lot of fun. Initial prompts often produce humorous or unintended results until you learn how to ‘talk’ to the AI model.”
Wer Lust hat, kann sich hier einfach für den Discord Channel von Midjourney anmelden und mit einem kostenlosen Account und der AI Bilder generieren.
🦾 Was kann AI jetzt schon?
Da gerade so viel in Bewegung ist, fällt es mir schwer ein vollständiges Bild abzugeben - darum hier 5 Beispiele abseits von Bildern und Texten, die mich persönlich beeindruckt haben:
1 - Fashion
Designer experimentieren bereits mit AI Bildgeneratoren, um bessere Mock-Ups, Visualisierungen oder Moodboards für ihre Ideen zu erstellen:
2 - Musik
AI-generierte Kreativität endet längst nicht bei Bildern.
Auch Musik wird bereits von künstlicher Intelligenz erzeugt:
“Music is another field where AI is gaining popularity, with platforms like Jukebox, Boomy, Amper and ORB Composer enabling users to create original tunes with the help of a few brief prompts.“
3 - Videos
Wenn AI generierte Bilder und Texte mit Musik vermischt werden, entstehen auch schon die ersten Kurzfilme, die nur von Maschinen umgesetzt wurden:
4 - Produktvisualisierungen
Ein sehr schönes Beispiel für Produkte die von AI erdacht worden sind, habe ich hier gefunden:
5 - Wissenschaftliche Arbeiten
Mit ChatGPT wurde auch schon ein wissenschaftliches Abstract geschrieben und die Täuschung war so “gut”, dass Wissenschaftler es nicht vom menschlichen Content unterscheiden konnten.
Hier sehen wir auch schon ein Risiko und eine Frage - Was, wenn Inhalte von Mensch und Maschine nicht mehr unterscheidbar sind?
“I am very worried. If we’re now in a situation where the experts are not able to determine what’s true or not, we lose the middleman that we desperately need to guide us through complicated topics.”
Sandra Wachter, University of Oxford
Eine Aussage die mich sehr erinnert an die heutige Situation rund um Fake News und den Stellenwert von professionellen JournalistInnen.
🙅♂️ Was kann AI noch nicht?
Zusammengefasst können wir sagen, dass AI gerade in vielen Bereichen hilft, effizienter Ergebnisse zu erhalten:
“Early AI innovation will target all manner of process efficiency, perfectly timed for this period of economic rationalization.”
AI hilft also Inhalte und Ideen umzusetzen. Wobei ich noch keinen Fortschritt gesehen habe, ist in der originären Entwicklung von Ideen und Konzepten selbst.
Noch fühlt sich AI Content sehr generisch, emotionslos und offensichtlich an.
Schön beschreibt diesen Mangel auch Nick Cave in einem sehr emotionalen Beitrag (lesenswert!):
“It could perhaps in time create a song that is, on the surface, indistinguishable from an original, but it will always be a replication, a kind of burlesque. Songs arise out of suffering, by which I mean they are predicated upon the complex, internal human struggle of creation and, well, as far as I know, algorithms don’t feel. Data doesn’t suffer. ChatGPT has no inner being, it has been nowhere, it has endured nothing, it has not had the audacity to reach beyond its limitations, and hence it doesn’t have the capacity for a shared transcendent experience, as it has no limitations from which to transcend.”
Bisher bin ich zwar auch fasziniert von den Möglichkeiten, aber richtig umgehauen hat mich noch nichts - weil es (noch?) alles sehr kalt wirkt.
Texte sind beim genauen Lesen nicht tiefgehend, regen mich nicht an oder machen neugierig auf mehr. Sie sind faktisch richtig. Haben aber keinen richtigen Mehrwert.
Und damit kommen wir auch zur nächsten Frage…
🔮 Wird AI Marketeers ersetzen?
Das ist eine Frage, die mir in den letzten Wochen öfters gestellt wurde.
Denn auch im Marketingbereich gibt es beispielsweise Omneky, ein Unternehmen, das mit AI ganze Social Media Ads erstellt und ihre Effektivität testet. Dabei können sogar AI-generierte Menschen und Charaktere eingebaut werden.
Shopify beispielsweise deutete an, AI für eCommerce nutzen und damit Consumer Journeys beeinflussen zu wollen.
Und damit bietet AI zwei entscheidende Vorteile, gegenüber “echten” Marketeers:
Sie kosten viel weniger
Sie sind um einiges schneller
Und wie die Resonanz auf diesen satirischen Tweet zeigt, ist die These, dass AI Marketing ersetzten kann, ein viel besprochenes Thema:
AI wird ganz sicher einige Abläufe vereinfachen, standardisieren und gerade im datengetriebenen Performance-Marketing viel verändern (oder gar ersetzen).
Wir werden auch eine Explosion von mittelmäßigem Content sehen, oder wie Greg Isenberg hier schreibt:
“AI will lead to a fast-food version of the internet. In a world where artificial intelligence is creating the majority of content we consume (whether we realize it or not), the overall content quality will go down. It will be consistent, but mediocre. Look and feel like real food, but not good for us.”
Dieser Zustand wird aber auch einen Markt für anderen - authentischen Content - schaffen:
“Maybe the tsunami of mediocre content that’s about to hit us will finally wake us up and reorient our attention towards the stuff that’s truly unique and valuable.”
Ideen, die es schaffen echte und einzigartige Erlebnisse zu schaffen, werden sich - da bin ich ganz sicher - gegenüber den generischen immer durchsetzen.
Insofern bin ich ziemlich sicher, dass AI nicht jeden menschlichen Marketingaspekt ersetzen wird. Eine originäre Marketingstrategie auf Basis von Insights und Marktverständnis zu erstellen, sowie dazu passende aufmerksamkeitsstarke und kreative Maßnahmen dazu zu entwicklen - das sehe ich in naher Zukunft noch nicht in künstlicher Hand.
Also kurz zusammengefasst:
Welche Marketing Aspekte AI gut ersetzen kann:
Basisinformationen, wie Produktseiten, Verzeichnisse oder FAQs
Datenbasierte Inhalte wie Paid Media oder Retention Management
Automatisierte Kommunikation (Chatbots, Customer Service)
Wobei AI unterstützen kann:
Social Media Marketing
Lifecycle Marketing und Newsletter
Partner Marketing
Was AI derzeit noch gar nicht kann:
Empathische Texte schreiben
Zielgruppen und Menschen verstehen
Originäre Strategien verfassen
Es gibt übrigens bereits die erste voll-automatisierte AI Kreativagentur: UNCREATIVE.
Also wenn ihr ein paar wirre Ideen sucht, die zu 99% nicht weiterhelfen, aber irgendwie cool klingen, dann probiert es auch einfach mal aus.
🔮 Wohin geht die Zukunft von AI?
Ich bin ein großer Fan der Serie Black Mirror, die oft richtig gut darin ist unsere Zukunft und Technologien vorherzusagen. In der Episode “Be Right Back” (aus 2013) stirbt ein Mann und seine Frau ersetzt ihn mithilfe all seiner Nachrichten und Videos durch einen Roboter samt AI. Dieser ist so täuschend echt, dass viele Fragen und Komplikationen dadurch entstehen.
Diese Idee ist heute schon fast Realität: Das Startup HereAfter.ai lässt User mit einem interaktiven Avatar von Verstorbenen chatten, trainiert durch persönliche Daten.
Die Zukunft ist also schon hier und wird sich weiter entwickeln.
“These generative tech tools will become significantly easier to use… the friction to create output from these models through web and mobile has become ‘about 10 times easier’ in the past six months.”
Unsere Zukunft ist noch nicht voller Roboter die wie bei Terminator oder Matrix gegen Menschen arbeiten, sondern viel wahrscheinlicher eine, in der sich AI mit Menschen vermischt.
Auch wenn die neuen Nutzungsmöglichkeiten rund um AI beeindruckend sind und viele Leute inspirieren, damit zu experimentieren, gibt es viele offene Fragen (wie die der Urheberrechte, der Verantwortlichkeiten und der Regulatorien), die noch unklar sind und Konflikte vorprogrammieren.
Spannend dabei fand ich auch diesen Artikel über die Parallelen zur griechischen Mythologie rund um die Büchse der Pandora, in dem Adrienne Mayor und Ioanna Lykiardopoulou schreiben:
“It’s unclear whether Pandora has the ability to learn, choose, or act autonomously. Her only mission is to open the jar of all human misfortune (…) she does what she’s programmed to do. There is a pressing question we can explore using this mythological context: are we suffering from a god complex?”
Unsere Gesellschaft, unsere Mediennutzung und unsere Kommunikation wird sich verändern. Wie es schon seit dem Gebrauch der Sprache, des Buchdrucks, des Fernsehens und des Internets war.
AI wird sich auch mit anderen Technologien wie VR und AR vermischen und so werden neue dreidimensionale virtuelle Welten entstehen.
Doch im Moment ist AI wie Gil Perry schreibt, wie das Äquivalent eines KünstlerInnen Pinsels oder eines BildhauerInnen Meißels:
“In the same way a renaissance artist used marble, clay or paint on canvas to give rise to ideas, today’s artists and writers use machine learning algorithms and generative AI to depict our world and provide it with beauty and meaning, or offer fantastical alternatives showing what it could be, in their AI art.”
Danke fürs Mitlesen!
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