🐾 Auf den Spuren guter Strategien
5 Interviewfragen an Strategin und Markenberaterin Désirée Bambynek.
Hallo 👋 mein Name ist Florian Schleicher und das ist der FutureStrategies Newsletter von FutureS. Schön, dass du mitliest 💚 Wenn du strategisches Marketing lernen willst, ist meine Simple & Sustainable Marketing Academy genau richtig für dich.
Was ist der Unterschied zwischen einer guten und schlechten Strategie?
In seinem Buch “Good Strategy, Bad Strategy” schreibt Richard Rumelt:
“A good strategy does more than urge us forward toward a goal or vision. A good strategy honestly acknowledges the challenges being faced and provides an approach to overcoming them. Good strategy is built on functional knowledge about what works, what doesn’t and why.”
Die meisten Zugänge die sich “Strategie” nennen, sind jedoch einfach eine Liste an Maßnahmen.
Gute (Marketing-)Strategien beginnen mit einer Diagnose, von der Leitlinien (Vision & Ziele) abgeleitet werden, die wiederum in kohärente Maßnahmen fließen.
Damit wir uns verstehen - das ist schwer.
Gerade deshalb gibt es wenig gute Strategien da draußen und umso mehr selbsternannte BeraterInnen die “Strategien” im Marketing erstellen.
Es gibt aber auch einige, die schon jahrelang richtig gute Arbeit leisten. Gute StrategInnen, haben drei Glaubenssätze, wie Stratege Roger Martin schreibt:
Strategie beginnt bei den KundInnen.
Also nicht damit, was AktionärInnen wollen oder welche „Kernkompetenzen“ wir haben. Es beginnt mit einer tiefen Wertschätzung und Faszination für KundInnen und einem tiefen Wunsch, ihr Leben/Geschäft besser zu machen.Wir verstehen, dass die Welt ein komplexes adaptives System ist.
Daher ist eine Zukunft wahrscheinlich, nicht deterministisch, aber auch nicht zufällig. Es ist leicht der Einbildung zu verfallen, dass die Welt linear ist und die Vergangenheit deterministisch in die Zukunft extrapoliert werden kann.Die dritte Denkweise ist das Selbstvertrauen, die Zukunft zu erfinden.
Das heißt, wir arbeiten daran etwas wahr zu machen, was jetzt nicht wahr ist. Mittelmäßige Strategen glauben, dass die Optimierung der Gegenwart ausreicht, um erfolgreich zu sein. Großartige Strategen wissen, dass sie sich höhere Ziele setzen müssen – oder jemand anderes wird sich höhere Ziele setzen und erfolgreich sein.
Eine Kollegin deren Arbeit ich sehr schätze weil sie auch genau diese Denkweise mitbringt, ist Désirée Bambynek. Sie ist eine Strategin, Beraterin und Coach für Marke, Kommunikation und Zukunftsgestaltung.
Im Interview mit ihr habe ich über die Bedeutung des Verständnisses von Märkten und Unternehmen und der Perspektive von Menschen gesprochen. Wir haben erkundet, welche Stolpersteine Strategien in der Umsetzung leider oft haben und wie wir Trends richtig erkennen und einordnen können.
Hier meine 5 Fragen und ihre Antworten:
🎙 Das Interview
1️⃣ Was hat Strategie mit Empathie zu tun?
Empathie ist eine entscheidende Fähigkeit, die bei der Entwicklung und Implementierung einer erfolgreichen Strategie oft übersehen wird. Eine gute Strategie muss sowohl quantitative als auch qualitative Faktoren berücksichtigen. Eine rein rational- oder taktikgetriebene Sichtweise kann die Bedürfnisse und Perspektiven der Menschen oft in den Hintergrund drängen, die letztendlich die Strategie umsetzen oder von ihr betroffen sind.
Wenn man in der Lage ist, die Perspektive anderer zu verstehen und nachzuvollziehen, und in den Strategieprozess einzubeziehen, kann dies dazu beitragen, eine bessere, nachhaltigere Strategie zu entwickeln, die nicht nur auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet ist, sondern auch die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt – von den Teams die sie umsetzen, hin zu den Kunden auf die sie ausgerichtet ist. Diese Balance zwischen internem und externem Nutzen stellt einen zentralen Erfolgsfaktor jeder Strategie da.
2️⃣ Woran scheitern die meisten Strategien? Und wie können wir die Weichen stellen, das zu verhindern?
Es gibt verschiedene Faktoren, wieso Strategien nicht zum erwünschten Erfolg führen. Lassen wir Krisen und disruptive Markt-Faktoren mal außer Acht, sind es oftmals die scheinbar kleinen Stellschrauben, die nicht richtig eingestellt wurden, um eine erfolgreiche Implementierung zu begünstigen. Hierzu zählt lückenhafte Kommunikation oder mangelnde Zusammenarbeit innerhalb der Organisation.
Dies führt nicht nur in der Strategieentwicklung selbst zu einem unvollständigen Ausgangsbild, sondern auch wenn die Strategie in der Organisation später entfaltet wird. Um dies zu vermeiden, sollten alle Abteilungen und Teammitglieder eingebunden werden und externe Perspektiven regelmäßig einbezogen werden.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind ebenfalls wichtig. Durch regelmäßiges überprüfen und bewerten, ob die Strategie noch relevant und effektiv ist, können neue Einflussfaktoren rechtzeitig erkannt und Anpassungen vorgenommen werden.
Eine erfolgreiche Implementierung von Strategien erfordert eine Balance zwischen interner und externer Sichtweise, sowie klare Kommunikation und Verantwortlichkeiten. Und diese Balance benötigt aktive, regelmäßige Zuwendung.
3️⃣ In der Welt von Strategien, Marken und Branding wird immer wieder auf Methoden zurückgegriffen. Was ist dabei in der Anwendung dieser Modelle und Wege für Strategen wichtig?
Methoden und Frameworks sind Tools, die den Strategieprozess begleiten und befähigen sollen. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass Tools auch angepasst werden können und sollten, um uns bestmöglich zu dienen.
Oft neigen wir dazu, uns in Modelle zu verlieben, weil sie uns Sicherheit geben oder scheinbar einfache Antworten auf komplexe Herausforderungen liefern. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Modelle nur Annäherungen an die Realität sind, und kontextbezogen betrachtet und eingesetzt werden sollten.
Manchmal müssen wir neue Modelle entwickeln, um den Anforderungen neuer Situationen oder Realitäten gerecht zu werden. Das macht sie nicht weniger legitim oder professionell.
Viele der Modelle, mit denen wir heute arbeiten, wurden vor Jahrzehnten entwickelt. Da sich die Welt ständig verändert, sollten wir bei der Entwicklung zukunftsfähiger Strategien berücksichtigen, dass wir möglicherweise neue Methoden entwickeln müssen, um neuen Anforderungen auch gerecht zu werden.
4️⃣ Die Welt ist voller Trends - Wie können Unternehmen entscheiden, was verfolgenswert ist und bei welchem Zug sie (noch) nicht dabei sein müssen?
Wenn wir über Trends sprechen, müssen wir uns zwei Dingen bewusst werden: Erstens, Trends können entweder als disruptiver Störfaktor, oder als Möglichkeit zum Perspektivwechsel gesehen werden. Zweitens, es ist wichtig zwischen Makro- und Mikrotrends zu unterscheiden, da Letztere nur begrenzte Auswirkungen haben und nicht die gleiche Aufmerksamkeit erfordern wie größere wirtschaftliche oder gesellschaftliche Entwicklungen.
Um Trends richtig zu bewerten und einzuordnen, ist es entscheidend, seine Markenidentität samt Werte, Strategie und Value Proposition genau zu definieren und auch zu leben. Unternehmen, die genau wissen, wofür sie stehen und wie sie Mehrwert schaffen, und die als Marke 'in sich ruhen’, können Trends bewusster analysieren, bewerten und in ihre Strategie einbeziehen.
Ein tiefes Verständnis der Zielgruppe, das nicht nur demographische Faktoren sondern auch Mindset und Motivation einbezieht, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um relevante Trends zu erkennen und zu nutzen.
Um sich besser für die Achterbahnfahrt von Trends zu wappnen, können Unternehmen ein regelmäßiges Horizont-Scanning betreiben, um proaktiv neue Entwicklungen zu berücksichtigen und ein reaktives Verhalten zu vermeiden. Letztendlich sind Trends eine wertvolle Möglichkeit, um neue Perspektiven zu gewinnen. Allerdings sollten sie sorgfältig geprüft werden und nur dann implementiert werden, wenn sie die strategischen Ziele und das Markenwachstum unterstützen.
5️⃣ Wie entstehen Zukünfte von Marken? Oder anders gefragt - wie explorieren Marken ihre Zukünfte am besten?
Die Zukunft einer Marke kann aktiv gestaltet werden und sollte ein integraler Bestandteil einer nachhaltigen Markenführung sein. Um zukunftsfähig zu bleiben, sollten Marken nicht nur auf die Bedürfnisse ihrer Kunden und die aktuellen Marktbedingungen achten, sondern auch auf gesellschaftliche Faktoren und Umweltfaktoren, die ihre Marke beeinflussen können.
Eine kontinuierliche Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und Unternehmenskultur gewährleistet eine zeitgemäße Markenidentität, die Vertrauen bei Mitarbeitern und Kunden schafft, und langfristige Kundenbeziehungen fördert.
Zusätzlich dazu kann die Entwicklung von Szenarien eine nützliche Methode sein, um die Zukunft einer Marke zu erforschen. Dabei werden neue Entwicklungen und Trends in verschiedene mögliche Zukunftsszenarien eingearbeitet, um ihre Auswirkungen auf die Marke bewerten zu können, oder neue Chancen zu identifizieren.
Darüber hinaus können Marken kleine Experimente fördern, um neue Ideen und Ansätze heute schon zu testen. Hierbei geht es nicht nur um die Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen, sondern auch um die kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung interner Arbeitsweisen und Prozessen. Alle diese Faktoren tragen dazu bei, Markenresilienz zu entwickeln und Zukunftserfolg zu gewährleisten.
3️⃣ Last Questions
Welches Buch hast du gerade gelesen und magst du empfehlen?
Welche Marke findest du, macht gerade erfolgreiches Branding?
Die Marke Tibi macht gerade einen ausgezeichneten Job damit, seine Werte in ihrer Produktstrategie und Kommunikation einzubetten, und mit bodenständigen Formaten ihre Kunden neugierig zu halten. Es lohnt sich, ein Auge auf unabhängige, scheinbar kleine Marken zu haben, denn dort werden oft sehr kundennahe Erlebnisse geschaffen, wie ich finde.
Die Zukunft von Storytelling…
…liegt darin, dass Unternehmen Mitarbeiter, Kunden und Gemeinschaften in das Erzählen, Gestalten und Weiterentwickeln aktiver und nachhaltiger einbeziehen. Geschichten, und vor allem das Erzählen von Geschichten, sollte Gemeinschaft und Perspektiven widerspiegeln, und sollte nicht als reine Marketing Taktik eingesetzt werden.
〜 Ende des Interviews 〜
👀 Auf einen Blick
Eine Strategie ist immer nur ein Plan, deshalb finde ich es umso wichtiger, dass wir Antworten und Lösungen für mögliche Stolpersteine in der Umsetzung von Strategien finden und auch dabei gibt Désirée ein paar sehr gute Inputs.
Mit Désirée verbindet mich neben unserem starken Fokus auf das Verständnis von Menschen als ersten Schritt auch unsere Freude an der Erstellung von Zukunftsszenarien für Marken.
Es gibt nicht nur eine mögliche Zukunft die wir mit unseren Marketingstrategien entwickeln können.
Oder wie die Zukunftsforscherin Jane McGonigal sagt:
Future we usually say with an ‘s’—‘futures’—so we can keep an open mind to many different things. We’re not trying to predict a singular future. We’re trying to consider possibilities so we can shape it to be more like the future we want.
Danke fürs Mitlesen!
PS: Du kannst dieses Posting auch in englischer Version lesen.
Désirée ist Strategin, Beraterin und Coach für Marke, Kommunikation und Zukunftsgestaltung. Sie ist Gründerin von déstudio, das sich auf Markenführung und Zukunftsexploration spezialisiert hat, um Organisationen, Teams und Selbstständigen dabei zu helfen, Strategie im Alltag einzubetten und nachhaltigen Marken-Erfolg zu erzielen.
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